Benutzer:Anthony/redeavef2014

Aus Wiki der Piraten Thueringen
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Rede Kandidatur Stadtrat Erfurt(komplett)

Als ich 2009 mit meiner Mutter über den Anger lief, fiel mir ein Infostand auf, der anders aussah als alle anderen. Es war Bundestagswahl und das wusste ich. Ich hatte mich bis dahin nie wirklich für Politik interessiert, aber meine Mutter ging immer wählen. Also fragte ich sie, ob wir nicht hingehen könnten, um zu fragen worum es der Partei mit dem komischen Infostand ging.

Sie sagte „Du kannst da gern hingehen, ich interessiere mich nicht dafür, das ändert ehh nix, die werden dir das gleiche erzählen wie bei jedem anderen Stand auch“ Ich ging natürlich trotzdem und Sprach mit Alexandra. In meinem leben hatte ich schon viel Ungerechtigkeit mitbekommen und fragte mich oft, wie es wohl anderen dabei gehen musste. Ich las von Menschen die ein Album geladen hatten und dafür so viel Geld bezahlen mussten das es wohl einfacher gewesen wäre es im Saturn zu klauen. Ich las von der Zensursula Debatte, also vom dämlichen Vorschlag Netzsperren einzurichten. Wie gut die funktionierten wusste ich aus der Schule. In Sozialkunde Sprachen wir oft darüber wie Wahlen funktionieren und wie Demokratie funktionieren müsste. Jeder von uns wusste das es so in der Realität nicht gemacht wurde aber wir redeten auch nicht darüber, es war uns egal. Ich vergleiche das gern mit den Kindern aus der DDR, sie durften nicht darüber sprechen, wir könnten es, aber es tut keiner. Über was auch. Unsere Informationen bezogen wir höchstens aus der Tagesschau die uns suggerierte alles sei gut. Unseren Eltern war es egal.

Ein paar Tage später, traf ich Alexandra und viele andere Erfurter Piraten bei einer Demo gegen Merkel wieder. Also eigentlich wollten wir Aufmerksamkeit erzeugen, ich hatte mich die letzten Tage natürlich weiter mit den Piraten beschäftigt, alles was im Wahlprogramm war, konnte ich unterstützen. Ich wollte mir nicht weiter sagen lassen, dass man für all das nix kann. Ich wollte mitmachen. Da war ich 14.

Jetzt bin ich 20 und muss sagen, wir haben einiges erreicht. Netzsperren gibt es nicht und Ursula wird das Wort auch so schnell nicht mehr in den Mund nehmen, auch macht man keine Werbung mehr mit einem Mann der ins Gefängnis kommt weil er ein Film geladen hat und das Kind steht davor und schreit nach ihm.

Aber wir sind nicht so stark gewachsen wie einige sich das erhofft hatten. Als wir 30.000 Mitglieder hatten waren wir noch lange keine Partei mit den Strukturen für 30.000 Mitglieder. Zur Bundestagswahl sind wir mit viel zu großen Erwartungen an den Start gegangen. Das Vertrauen der Wähler muss man sich erarbeiten. Diese Arbeit beginnt auf Kommunaler Ebene. Politik ist für die Menschen hier am greifbarsten, hier können und müssen wir beweisen, dass wir die letzten Jahre nicht nur geredet haben, von großen Veränderungen. Wenn wir das geschafft haben, dann wählt man uns auch bei der Landtagswahl und wenn wir uns da beweisen konnten, mal sehen. Vielleicht klappt es da auch mit dem Bundestag. Letztes Jahr habe ich viele von euch mehr gesehen als meine Mutti und meinen Bruder zusammen. Aber das machte mir nichts aus. Unsere Art Politik zu machen, macht mir spaß. Immer noch. Auch wenn wir zur Zeit die längst überflüssigen Diskussionen führen die ein Mitgliederansturm mit Menschen aus allen Richtungen nun mal mit sich bringt. Als ich 14 war dachte ich nie daran für die Piraten mal auf einem Podium zu sitzen und Menschen die auch 14 sind davon zu überzeugen das schweigen nichts bringt und das es Lösungen für diese Probleme gibt. Ich dachte auch nicht daran das ich mal ein Amt übernehmen würde an dem relativ viel Verantwortung hängt. Auch dachte ich nicht daran das ich mal den Schritt gehen werde, den ich heute gehe.

Ich habe lang überlegt, ob ich in den Stadtrat möchte, eigentlich bin ich ja viel zu jung. Mehr Lebenserfahrung würde mir helfen. Ich hab auch kein persönliches Ziel, dass ich in 4 Jahren erreicht haben will, dass Erfurt zu einem besseren Ort machen würde, so naiv bin ich nicht mehr. Aber ich möchte Politik machen, die die Menschen verstehen, ich möchte, das sie wissen warum ich mich so entschieden habe, ich möchte nicht, dass sie weiter so denken wie meine Mutter 2009. Denn das war neben Netzsperren und dem Werbespot mit dem eingesperrten Mann wohl der Hauptgrund warum ich damals mit Alexandra ins Gespräch kam.

Alles andere wisst ihr ja von mir, ich will die ganze Sache hier nicht aufbauschen. Natürlich könnt ihr mir noch fragen stellen.