TH Presse:Lokalpresse Erfurt

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Pressespiegel

Auf dieser Seite werden alle interessanten Pressemitteiliungen aus Erfurt gesammelt. Dadurch kann sich jeder über die DInge informieren, welche in unserer schönen Stadt vor sich gehen.

Tagesmütter in Existenznöten: Stadtrat debattiert über finanzielle Einschnitte

Erfurt. (tlz/fk) Es geht um ihre Existenz: Groß wird daher das Interesse der Erfurter Tagesmütter sein, wenn der Stadtrat heute um 17 Uhr unter anderem über ihre künftige Entlohnung debattiert. Auf einer Leinwand wollen sie die Debatte im Stadtrat verfolgen - zu der es möglicherweise aber gar nicht erst kommen wird. Ab 1. April sollen sie pro betreutem Kind 70 Euro weniger erhalten. Auslöser ist ein Beschluss des Stadtrats zur vorläufigen Haushaltsführung, die nur unaufschiebbare Ausgaben der Stadt zulässt und so genannte freiwillige Leistungen verbietet. Folge: Statt derzeit 434 Euro sollen die Tagesmütter künftig nur noch 367 Euro erhalten. Mit dieser Ankündigung, die den Tagesmüttern vor Weihnachten zugestellt wurde, reiße die Stadtverwaltung ein, was über Jahre aufgebaut wurde, kritisiert Michael Panse (CDU). Nicht der Stadtrat habe diese Kürzung beschlossen, sondern es handele sich dabei um reines Verwaltungshandeln - von fachlicher Diskussion keine Spur. Die vermisst auch Kathrin Hoyer (Grüne): Beschlossen worden sei durch den Stadtrat im Dezember die 100-prozentige Weiterzahlung der Tagesmütterentschädigungen für ein halbes Jahr, nicht die Halbierung für ein ganzes. Ihn ärgere, dass das Jugendamt die Rechtslage ignoriere, die vorschreibe, dass Eltern nicht mehr für einen Betreuungsplatz zahlen, als dieser letztlich wert sei, sagt Panse. Er rechnet vor: Bei einem Einkommen ab 60000 Euro müsse eine Familie den Höchstsatz von 320 Euro je Platz zahlen. Mit 100 zusätzlichen Euro fördere das Land einen Tagespflegeplatz. Macht 420 Euro, die nun nicht mehr vollständig an Tagesmütter weitergegeben würden. Wenigstens diese aber sollten den Tagesmüttern gezahlt werden, so Panse. Er nennt die Kürzung das falsche Signal: Zumal ab 1. August voraussichtlich ein neues Landesgesetz greift, das den Betreuungsanspruch ab 1. Lebensjahr beinhaltet. "Dann brauchen wir 100 bis 200 Plätze mehr in der Tagesbetreuung", so Panse. "Wir müssten also verstärkt um Tagesmütter werben, anstatt sie jetzt zu vergraulen", sagt der CDU-Politiker. Die Gesetzeslage zwinge derzeit zur Kürzung, hält die SPD dagegen. Weil das Budget nicht für alle Leistungen ausreiche, müsse das Geld gekappt werden. "Eine andere Lösung weiß ich nicht", sagt Denny Möller (SPD). Geheilt werden könne die missliche Lage nur durch die Bereitstellung der Mittel im Haushalt 2010, dessen schnelle Verabschiedung seine SPD-Fraktion verlangt. Spätestens im März müsse die Verwaltung den Entwurf dazu vorlegen, fordert sie im Einklang mit den anderen Fraktionen des Stadtrats. Auf den Haushalt hofft auch die Linkspartei: Sie hatte ursprünglich den Beschluss zu einer höheren Tagesmütter-Entlohnung in der heutigen Ratssitzung erreichen wollen. Von der Verwaltung auf die rechtlichen Probleme damit hingewiesen, soll laut Matthias Plhak die Vorlage noch jedoch zunächst im Finanzausschuss diskutiert werden - Wortbeiträge in der heutigen Ratssitzung nicht ausgeschlossen.

26.01.2010     


Lutherjahr: Wenigstens das Nötigste

Erfurt. (tlz) 80000 Euro seien erforderlich, um wenigstens die begonnenen Projekte im Luther-Themenjahr 2010/11 abzusichern. Das will die CDU durch Gespräche mit der Koordinierungsgruppe erfahren haben. Die 45 000 Euro, die die FDP in der heutigen Stadtratssitzung als "unaufschiebbare" Aufwendung seitens der Stadt beschließen lassen will, reiche daher nicht aus. Auf wenigstens 55 000 Euro will die CDU laut Fraktionschef Thomas Pfistner den Antrag erhöhen - wissend von Signalen der Sparkasse Mittelthüringen, die dann bereit wäre, sich mit 25000 Euro zu beteiligen. "Alles andere wäre eine Blamage", so Pfistner, und ein "immenser Imageschaden für die Stadt."

26.01.2010      

Und Unkraut vergeht nicht

Altstadt. (tlz/lys) Wenn man beim Urschleim anfängt, reicht die Geschichte des Vereins Brennessel sogar noch länger zurück. Doch ist es am Donnerstag, 28. Januar, genau 20 Jahre her: 26 Frauen gründeten in der Küche von Mechthild Ziegenhagen den Verein, der sich als Zentrum gegen Gewalt an Frauen von Anfang an stark gemacht und etabliert hat. Es war Mitte der 80er Jahre, als sich in der Stadt verschiedene Frauengruppen zusammenfanden. Sie engagierten sich in den Bereichen Gesundheit, Kunst, Bildung und anderen. Unter dem Schutz und dem Dach der Kirche gab es schließlich 1989 ein großes Frauenforum. "Die Teilnehmerinnen waren total euphorisch, voller Tatendrang und staunten, wie viele Frauen sich in Gruppen engagierten", erinnert sich Uta Reber, die heute zum Team der Brennessel gehört, aber erst 1999 zum Verein stieß. Aus dieser Runde gingen auch die "Frauen für Veränderung" hervor, die in Erfurt in der Wendezeit so viel bewegten. Plötzlich war die Mauer gefallen und alles ging ganz rasant vorwärts.

   "Es waren 26 freche, autonome Frauen, die sich in den anderen Vereinsgründungen dieser Zeit nicht wiederfanden und darum die Brennessel gründeten", erklärt Uta Reber. Frauenarbeit für Frauen sollte nicht vom Magistrat, sondern selbstbestimmt erfolgen, fanden sie, sehen sich aber nicht als Konkurrenz zum kommunalen Frauenzentrum. Von Anfang an war die Beratung der Opfer von Gewalt ein Schwerpunkt im Verein. "Vorher war Gewalt gegen Frauen ein Tabuthema, wurde in der Öffentlichkeit nicht ausgesprochen", sagt Annette Taube. Dass dies heute ganz anders ist und viel mehr betroffene Frauen Hilfe suchen, ist auch ein Verdienst des "Brennessel"-Teams, zu dem immer ehrenamtliche Freiwillige zählten und zählen.

So richtig loslegen ließ es sich erst mit Räumen - die die Brennessel durch Besetzung eines Hauses im März 1990 in der Thomas-Müntzer-Straße fanden. "Hausbesetzungen kamen damals häufiger vor, um die Dinge zu beschleunigen", erklären die Mitarbeiterinnen. Die "Brennessel" sah sich immer als Teil der internationalen Frauenbewegung. So kamen bereits Anfang der 90er Jahre Kontakte zu jugoslawischen und afrikanischen Frauenbewegungen. Mit dem Trabi fuhren sie sogar Spenden nach Zagreb und halfen und leisteten Schulungen, um dort Beratung von Frauen möglich zu machen, die Gewalt erfahren hatten. Kontakte nach Mainz halfen wiederum den hiesigen Frauen, mit den rechtlichen, verwaltungstechnischen und inhaltlichen Neuerungen klarzukommen. Später zog die Brennessel in die Meister-Eckehart-Straße. Hier fand Uta Reber 1999 eine Festanstellung. "Ich habe das Wirken vorher schon verfolgt und war fasziniert, weil die Frauen immer lautstark in der Öffentlichkeit ihre Meinung kundtaten oder protestierten", sagt sie. Tapetenwechsel gab es noch einmal beim Umzug in die Regierungsstraße 28. Das war im September 2006. "Wir vermissen das Gartengrundstück von der Meister-Eckehart-Straße schon sehr, weil man da auch im Freien und am Feuer sitzen konnte", sagt Uta Reber. Allerdings ist es für das Anliegen des Zentrums ein enormer Vorteil, in einem Gewerbehaus und dennoch zentral in der Altstadt untergebracht zu sein. Von Gewalt betroffene oder bedrohte Frauen wollen häufig anonym bleiben. "Viele Frauen kostet es große Überwindung, das erste Mal ins Zentrum zu kommen", wissen die Mitarbeiterinnen nach 20 Jahren intensiver Arbeit nur zu gut. Gefeiert wird das Jubiläum übrigens doppelt. Mit einem offiziellem Empfang, Grußworten, Festvortrag und Festbuffet - eben mit allem, was dazugehört - am Donnerstag und mit einer Jubiläumsparty. Den Festvortrag hält Samirah Kenawi aus Berlin über "Die Frauenbewegung" in der DDR. gestattet zur Jubiläumsfeier Rückblick auf die 20 Jahre der "Brennessel", deren Leitung in den Händen von Uta Reber (li.) und Annette Taube liegt. Foto: tlz/Werner

25.01.2010   

Eine Etage tiefer gehangelt

Ilversgehofen. (tlz) Von seinem Lebensretter hat Gema auch eine Woche nach dem Brand im Wohnheim auf dem Universitätsgelände nur ein schemenhaftes Bild (TLZ berichtete). Zu tief saß der Schock über die spektakuläre Aktion, zu der ihn ein ukrainischer Praktikant ermutigte. Der aus der indonesischen Hauptstadt Jakarta stammende Architekturstudent Gema weiß nur noch, wie er instinktiv seine Tasche samt Pass und allen wichtigen Papieren aus dem Fenster der vierten Etage warf, sich an der Fensterbank festklammerte und den Anweisungen des unter ihm wohnenden Praktikanten folgte, der zunächst nur die Fußspitzen von Gema erhaschen konnte. Denn der Weg über den Flur war von emporsteigenden Rauchschwaden versperrt.

   Irgendwie schaffte es der Ukrainer, den zwar nicht sehr großen, aber stämmig gebauten Indonesier in sein Zimmer zu hieven und gemeinsam mit ihm von der dritten Etage aus ins Freie zu flüchten. Dort verloren sie sich aus den Augen. Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Studentenwerks sorgten dafür, dass Gema gemeinsam mit anderen Studenten, bei denen Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung bestand, ins Krankenhaus gebracht werden konnte.

Ohne auch nur einen blauen Fleck davongetragen zu haben, saß Gema am Sonnabend gemeinsam mit drei weiteren Studenten aus Jakarta im Wohnzimmer von Petra Eweleit. Die Projektleiterin der Initiative "Fremde werden Freunde" hatte als Überraschung ein Treffen mit Gemas Lebensretter vorbereitet - doch der hatte am gleichen Tag aus Krankheitsgründen abgesagt, wollte niemanden anstecken. Gegenüber der Projektleiterin hatte der ukrainische Praktikant geäußert, dass wohl jeder in so einer gefährlichen Situation geholfen hätte. Er habe nur "nur seine gesellschaftliche Pflicht erfüllt", so der Ukrainer bescheiden. Gema wünscht sich sehr, dass er seinem Lebensretter doch noch persönlich die Hände schütteln kann, denn sein Aufenthalt in Deutschland währt nur noch eine Woche; dann führen ihn seine Studien weiter durch Europa. Einen E-Mail- und Telefon-Kontakt bekam er inzwischen. Die Paten der seit Ende 2002 bestehenden Initiative "Fremde werden Freunde" gehörten am Sonnabend vor einer Woche zu den ersten Helfern, die sich nach dem Befinden der ausländischen Heimbewohner erkundigten und nach Möglichkeiten der Unterstützung suchten, angefangen bei der Unterbringung bis zum Bergen der noch auffindbaren Habseligkeiten. Im Laufe der Woche fanden sich dann immer mehr Menschen, die den geschädigten Studierenden unter die Arme griffen - mit Geldspenden, Wäsche, Büromaterialien und mehr. Hartmut Scherner begleitete als Pate die indonesischen Studenten zur Polizei, denn noch immer steht der Vorwurf der Fahrlässigkeit als Brandursache im Raum. Obwohl Vieles darauf hindeute, dass es sich um einen technischen Defekt handeln könnte, müsse das Gutachten abgewartet werden, sagt der tatkräftig helfende Erfurter. Wichtige Unterlagen der Studenten, die teilweise kurz vor der Prüfung stehen, verbrannten in den Flammen. Die Paten trafen Absprachen mit der Universitätsleitung, dass Prüfungen notfalls verschoben werden können, bis die Betroffenen wieder klare Gedanken fassen können. Beim kleinen Treffen am Wochenende konnten Gema und seine Kommilitonen zum ersten Mal wieder so etwas wie Normalität erleben, wenngleich die Erinnerung an die Brandkatastrophe nicht so schnell verblassen dürfte. Am Mittwoch, 27. Januar, werden den Studierenden um 13 Uhr im Anger 1 weitere Spenden übergeben.


24.01.2010   Von Heidrun Lehmann  


Was wird aus der Andreasstraße?

Erfurt. (tlz) Die ehemalige Stasi-Haftanstalt in der Erfurter Andreasstraße könnte zum überregional bedeutsamen Gedenkort für SED-Unrecht und Diktaturerfahrung in der DDR werden. Allerdings sind die Empfehlungen des Expertengremiums einerseits umstritten, andererseits weithin unbekannt. Die TLZ lädt deshalb zur Podiumsdiskussion ein. Angefragt sind: Bürgerrechtlerin Barbara Sengewald, an der Stasi-Besetzung in Erfurt im Dezember 1989 beteiligt und Vorsitzende der Gesellschaft für Zeitgeschichte, Hildigund Neubert, Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Joachim Heise, Vorsitzender Freiheit e.V. und ehemaliger Häftling in der Andreasstraße. Bereits zugesagt haben: Katharina Lenski, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte, Professor Peter Maser, ehemals Vorsitzender des Expertengremiums, Professor Volkhard Knigge, Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, und Professor Hans-Joachim Veen, Vorsitzender der Stiftung Ettersberg. Moderieren wird TLZ-Kulturredakteur Wolfgang Hirsch.

   ! TLZ-Podium: Mittwoch, 10. Februar, um 19 Uhr im Erfurter Augustinerkloster
26.01.2010    


IHK Erfurt bietet Demografie-Rechner im Internet

Alternde Belegschaften, weniger junge Nachwuchskräfte - bei der Personalplanung stehen viele Unternehmen vor großen Herausforderungen. Der erste Schritt zur Entwicklung einer demografiefesten Personalpolitik ist eine systematische betriebliche Selbstanalyse. Hilfestellung bietet jetzt ein Demografie-Rechner von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, der kostenfrei im Internet zum Download bereitsteht.

„Der Demografie-Rechner hilft vorausschauenden Firmenchefs, den demografischen Wandel bei ihrer Personalplanung zu berücksichtigen", informiert IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser. Mit diesem neuen Instrument sei es möglich, in wenigen Schritten eine Altersstrukturanalyse zu erarbeiten. Diese zeige dann auf, wie sich die Zusammensetzung des Personals im Betrieb aktuell darstellt und prognostiziert die Entwicklung für die kommenden Jahre.

„Dabei wird deutlich, welche Fachkräfte künftig noch zur Verfügung stehen und wie sich Unternehmensstrategien hinsichtlich der Mitarbeitersuche und -bindung oder auch der Verrentung ändern müssen", erläutert Grusser.

Der Idealfall einer ausgewogenen Struktur, in der alle Altersgruppen gleich verteilt seien, wäre in der Praxis selten anzutreffen. Oft dominierten einzelne Generationen. Eine jugend- oder alterslastige Verteilung berge aber die Gefahr, dass es im Laufe der Zeit zu Alterslücken im Mitarbeiterbestand komme. „Ziel einer demografiefesten Personalpolitik sollte daher eine Beschäftigungsstruktur mit gleichmäßiger Verteilung sein", unterstreicht der IHK-Chef. Hier biete der Demografie-Rechner der IHK Erfurt wertvolle Unterstützung.

Die Analyse verläuft in drei Schritten: Zuerst überprüft der Demografie-Rechner die Alterszusammensetzung im Unternehmen. Im zweiten Schritt wird das Ergebnis mit den durchschnittlichen Alterstrukturen in Thüringen und den Landkreisen und kreisfreien Städten im Bereich der IHK Erfurt verglichen. Abschließend deckt der regionale Fachkräfte-Check auf, wo es künftig bei der Besetzung offener Stellen eng werden könnte.

Unter www.erfurt.ihk.de ist der Demografie-Rechner ab sofort abrufbar.


Bewerber brechen weg Jede vierte Lehrstelle in technischen Berufen unbesetzt

Angesichts der rückläufigen Schulabgängerzahlen verschärft sich in der Thüringer Wirtschaft der Wettbewerb um den passenden Nachwuchs. Insbesondere im gewerblich-technischen Bereich bleiben schon jetzt zahlreiche Lehrstellen unbesetzt.

„Derzeit erlernen Nachwuchskräfte in 1.114 Mitgliedsbetrieben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, das sind 37 Prozent aller Ausbildungsunternehmen, einen gewerblich-technischen Beruf", informiert IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser. Der überdurchschnittliche Rückgang an Lehrverträgen im vergangenen Jahr belege aber schon jetzt den Mangel an geeigneten Kandidaten. „Für jede vierte Stelle fehlte 2009 der passende Bewerber. Im kaufmännischen Sektor hingegen blieb nur jeder siebte Platz unbesetzt", unterstreicht Grusser die aktuellen Tendenzen auf dem Ausbildungsmarkt.

Ein weiteres Problem sei das geringe Interesse junger Frauen an technischen und naturwissenschaftlich-orientierten Berufen. Nur zehn Prozent der Lehrverträge entfielen auf weibliche Auszubildende. Im kaufmännischen Bereich wären dies über 60 Prozent.

Viele Betriebe würden bereits heute ihre Personalentwicklung nicht mehr nur dem Zufall überlassen und Jugendliche frühzeitig zu Klassenausflügen, Schülerpraktika oder Schnupperkursen einladen. Damit könnten komplexe Theorien aus dem Schulalltag in der Praxis getestet werden. Gegenwärtig seien noch über 200 gewerblich-technische Ausbildungsplätze in der IHK-Online-Lehrstellenbörse im Angebot.

„Es liegt aber auch in der Verantwortung von Schule und Elternhaus, naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge stärker in das Bewusstsein der Jugendlichen zu rücken", appelliert der IHK-Chef an Lehrer und Eltern. Fächer wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik seien hier wichtig.

Wenn in Thüringen nicht genug Ingenieure, Techniker und Naturwissenschaftler zur Verfügung stünden, wären Investoren kaum vom Standort zu überzeugen und leide die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Unternehmen.

Gedämpfter Aufbruch

Erfurt. (tlz) Auch wenn ihr die finanzielle Schieflage der Stadt zu schaffen macht: Über die Lebendigkeit der Erfurter Kulturlandschaft kann sich Bürgermeisterin Tamara Thierbach nur freuen. "Die Besucherzahl der Veranstaltungen im vergangenen Jahr hat sich weiter erhöht", verkündete die Kulturdezernentin bei der gestrigen Jahrespressekonferenz der Kulturdirektion. Knapp vier Millionen Besucherinnen und Besucher haben die insgesamt 2437 Veranstaltungen besucht, an deren Organisation die Kulturdirektion im Jahr 2009 beteiligt war. Auch die hohen Zugriffszahlen der städtischen Internetangebote, die über Ausstellungen, Konzerte und Theater informieren, ließen den Rückschluss auf ein großes Kultur-Interesse zu, so Thierbach. Besonders gut angenommen wurde im vergangenen Jahr das Angebot "Kultur populär", das an jedem ersten Samstag im Monat den kostenfreien Museumsbesuch ermöglicht.

   Für 2010 haben Tamara Thierbach und Kulturdirektor Jürgen Bornmann vor allem ein Ziel: Die Erfurter Einrichtungen - egal ob für die breite Masse oder für das Nischenpublikum - offen zu halten; trotz der unheilsvollen Haushaltslage.

"Wir werden mit Übergangslösungen leben müssen", sagt Thierbach. So startet das Jahresthema, "Luther - Der Aufbruch" entgegen seines verheißungsvollen Namens mit einem Dämpfer: 55000 Euro für Luther-Projekte hat der Stadtrat gebilligt, auch wenn viele gern die vierfache Summe gehört hätten (TLZ berichtete). Fest stehe bisher, dass zur Eröffnung der Denkmalwoche "verschiedene Erfurter Lutherorte auf dem Domplatz multimedial zusammengebracht werden sollen", sagt Bornmann, ohne mehr verraten zu wollen. Auch im Stadtmuseum werde eifrig daran gearbeitet, die Erfurter Entwicklungen zu Zeiten der Reformation in die Dauerausstellung zu integrieren - auch wenn das Konzept noch durch den Stadtrat muss. Allerdings fällt auch dieses weitaus kleiner aus, als zunächst angedacht. "Alle Pläne, die einen Anbau vorgesehen haben, sind erstmal vom Tisch", sagt Tamara Thierbach.

29.01.2010   Von Martin Moll   

"Wirtschaft nimmt Fahrt auf"

Erfurt. (tlz) Die Erfurter Wirtschaft ist auf einem guten Weg aus der Krise, vermeldet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt. Immerhin beurteilt jeder Dritte der 121 befragten Unternehmer der Landeshauptstadt die gegenwärtige Geschäftssituation mit "gut". Lediglich sieben Prozent berichten von massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten und fürchten um ihre Existenz. "Die Erfurter Wirtschaft hat sich aufgrund ihrer Branchenvielfalt und überwiegend mittelständischer Struktur als weniger krisenanfällig erwiesen als zunächst befürchtet", wertet IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser die Ergebnisse der Umfrage. Trotz zweistelliger Ertragseinbußen und schmerzhafter Anpassungsprozesse hätten die Industriefirmen im Thüringen-Ranking der umsatzstärksten Regionen ihre Position im Mittelfeld sogar verbessern können und seien von Rang zehn auf acht vorgerückt. Immer noch werde jeder vierte Euro im Ausland verdient, was die vorhandene Wettbewerbsfähigkeit und die zunehmende Stabilisierung der Exportgeschäfte verdeutliche. "Auch das Erfurter Baugewerbe stemmte sich erfolgreich gegen die Krise. In keiner anderen Region wurden so viele Baufahrzeuge bewegt wie in der Landeshauptstadt", so Grusser. Natürlich hätte die Branche von den staatlichen Konjunkturprogrammen und den damit verbundenen öffentlichen Investitionen in Schulen, Kindergärten und das Straßennetz profitiert.

   Für den Erfurter Einzelhandel sei das Weihnachtsgeschäft durchaus zufriedenstellend verlaufen, wenn auch die Umsatzverluste des Gesamtjahres nicht mehr vollständig ausgeglichen werden konnten.

Hoteliers und Gastronomen freuten sich über steigende Besucherzahlen. "Die Attraktivität Erfurts als Touristenmagnet hat sich inzwischen bei vielen Reiseveranstaltern herumgesprochen und beschert der Landeshauptstadt mehr und mehr Gäste, wie die Rekordwerte beim letztjährigen Weihnachtsmarkt zeigten", unterstreicht der IHK-Chef. So sei der Rückgang bei den Geschäftsreisenden durchaus zu verschmerzen gewesen. "Natürlich bleibt die Erholungsphase nach derart massiven Einschnitten noch anfällig für Rückschläge", mahnt er. So könne bei den Beschäftigungsplänen noch keine Entwarnung gegeben werden. Immerhin würden 16 Prozent der befragten Unternehmer in den nächsten Monaten Personalkürzungen in Erwägung ziehen und die Landeshauptstadt bei den Thüringer Firmenpleiten noch immer einen Spitzenplatz einnehmen. Vor allem die Einzelhändler gingen mit Sorgenfalten ins neue Jahr: Die Unsicherheiten am Arbeitsmarkt sowie die höheren Ausgaben für Gesundheit und Altersvorsorge könnten sich schnell negativ auswirken und die Konsumfreude dämpfen. "Trotz aller Probleme - die Erfurter Wirtschaft ist zurück auf der Erfolgsspur", so Grusser.

29.01.2010   

Es bleibt bei 50-Cent-Zuschuss

Erfurt. (tlz) Gleichbedeutend mit "Hin und Her" dürfte die "vorläufige Haushaltsführung" der Stadt für freie Träger von Kindertageseinrichtungen werden: Sie können nun erneute Post vom Jugendamt erwarten. Nachdem ihnen vor einigen Wochen der 50-Cent-Zuschuss der Stadt zur Mittagsverpflegung aufgekündigt worden war, inzwischen viele Freie Träger die betroffenen Eltern darüber und folglich über steigende Kosten informiert haben, gibt es nun einen Rückzieher. Der Stadtrat hat am Mittwoch für Klarheit wenigstens insofern gesorgt, dass bis Ende Mai der Zuschuss weiterhin gezahlt wird. Einstimmig wurde dazu der Beschluss gefasst, der erst wenige Minuten vor der Stadtratssitzung von der Verwaltung als dringlich nachgereicht worden war. Klarheit gibt es nun auch insofern, dass dem Jugendamt der Spielraum für Interpretationen des Stadtratsbeschlusses vom Dezember entzogen wird: Damals hatte der Stadtrat die Haushaltsposition halbiert, in der die Zuschüsse zur Verpflegung zusammengefasst sind: Jene 50 Cent für alle und die Übernahme des Komplettbetrages für Harz IV-Empfänger. Dies vor dem Hintergrund, dass vor Jahresmitte ein endgültiger Haushaltsplan vorliegt, der die Finanzierung auch für das Restjahr regelt. Eine Rechnung ohne das Jugendamt: Das sah sich außer Stande, beide Positionen für sechs Monate auszuzahlen - und hielt nur die Förderung für bedürftige Familien aufrecht (TLZ berichtete). Aus der Verwaltung selbst kam nun der Nachbesserungsvorschlag, um der Intention des Stadtrats zu entsprechen: Um monatlich 56000 Euro wurde die Haushaltsposition erhöht. Dies allerdings nur bis Ende Mai, also um 280000 Euro.

   Haushaltsexperten wie Andreas Huck (CDU) fragen sich besorgt: Was passiert, wenn bis dahin kein endgültiger Haushalt vorliegt? "Das Verwaltungshandeln ist nicht mehr zu begreifen", sagt er. Nicht auszuschließen, dass dann das Prozedere von vorne beginnt: Das Jugendamt kündigt Zuschüsse, die Freien Träger informieren Eltern - und mit endgültigem Haushalt wird alles wieder rückgängig gemacht. Einziger Gewinner wäre dabei der vielbeschäftigte Zustelldienst...
28.01.2010   Von Frank Karmeyer

Grüne Erlebniswelten gefragt wie nie

Erfurt. (tlz) Das Erfurter Interesse an Blumen und Gärten ist ungebrochen; vor allem der egapark steht in der Beliebtheitsskala ganz weit oben. Ein Beweis dafür ist der Förderverein der egapark-Freunde. "Zum Jahresende 2009 hatte der Verein 1071 Mitglieder - und zählt damit zu den größten Vereinen der Landeshauptstadt und ganz Thüringens", sagte Vereinsvorsitzender Wilfried Goosmann beim Neujahrsempfang gestern im Dasdie Brettl. Etwa 350 Vereinsmitglieder lauschten nicht nur dem Jahresrück- und Jahresausblick, sondern genossen neben einem Thüringer Mittagessen auch ein Varieté-Showprogramm auf der Bühne. Dass sich auch die Besucherzahlen des egaparks sehen lassen können, machte Manfred Ruge, Geschäftsführer der TFB Thüringer Freizeit und Bäder GmbH, deutlich.

   Mehr als 450000 Frauen, Männer und Kinder haben den egapark im vergangenen Jahr besucht, 5500 Saisonkarten gingen über den Verkaufstresen. Auch die Sonderveranstaltungen seien sehr angekommen, so Ruge. 17000 Menschen kamen allein zum Biermarkt, 10000 Besucher waren es beim Familienfest der Erfurter Genossenschaften, 8000 bei der Bonsai-Ausstellung.

Trotz allem sorgen sich Ruge und Goosmann über die Zukunft des egaparks. Im Zuge der Sparmaßnahmen der Stadt Erfurt wurde der Vorschlag gemacht, den egapark in einen öffentlichen, kostenlos zugängigen Park umzuwandeln, berichtete Ruge den Gästen. Eine Nachricht, die bei den egapark-Freunden für Beunruhigung sorgte. Ruge beruhigte: "Wir werden den egapark so behalten wie er jetzt ist." Die zahlreichen anstehenden Renovierungsarbeiten an Hallen und Infrastruktur sollen in den kommenden Jahren realisiert werden. Die egapark-Freunde indes verbringen einen Teil ihrer Freizeit nicht nur zwischen japanischem Felsengarten, Schmetterlingshaus und Pflanzenschauhäusern: Wie im vergangenen Jahr sind auch für 2010 wieder einige Exkursionen geplant, um in anderen Städten und Parkanlagen nach Anregungen zu suchen. Anmeldungen für die traditionelle zweitägige Busfahrt werden bis zum 5. Februar entgegengenommen unter Tel. 5643737. Der Anmeldeschluss für die Fahrt zur Landesgartenschau Aschersleben ist der 28. Februar.


28.01.2010   Von Martin Moll

Strenger Winter kostet in Thüringen fast 18.000 Jobs

Der harte Winter hat den Arbeitsmarkt fest im Griff. 139.942 Arbeitslose - 17.994 mehr als im Dezember 2009 - meldete heute die Agentur für Arbeit für den Freistaat Thüringen. Die Arbeitslosenquote beträgt 11,7 Prozent. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres (12,3 Prozent) ist die registrierte Arbeitslosigkeit jedoch um 7.345 zurückgegangen.

„Die derzeit frostigen Temperaturen haben erwartungsgemäß auch auf dem Arbeitsmarkt für eine kleine Eiszeit gesorgt. Gerade in den stark witterungsabhängigen Branchen, wie dem Baugewerbe, ist im gegenwärtig kalten und schneereichen Winter eine unfreiwillige Ruhepause eingetreten", kommentiert Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, die aktuellen Daten. Viele Beschäftigte würden deshalb vorübergehend ihren Job verlieren oder freie Stellen zunächst nicht besetzt. Gleichwohl bleibe auch zu Jahresbeginn die große konjunkturelle Entlassungswelle aus.

„Wir liegen im Moment immer noch unter den Arbeitslosenzahlen zu Beginn des Jahres 2009. Und auch für die kommenden Monate lassen die Beschäftigungspläne der Unternehmen auf eine weitere Stabilisierung der Arbeitsmarktsituation hoffen", zeigt sich der IHK-Chef zuversichtlich. Laut jüngster Konjunkturumfrage beabsichtige die Mehrzahl der Firmenchefs, den Personalbestand beizubehalten. Vor allem die Industriebetriebe setzten Hoffnungen in eine weitere konjunkturelle Erholung. Die Einstellungsbereitschaft der Manager habe sich in den letzten sechs Monaten deutlich verbessert. Wollten im Herbst 2009 noch 35 Prozent ihre Arbeitsplätze reduzieren, sind es aktuell nur 24 Prozent.

Allerdings warnt der IHK-Hauptgeschäftsführer vor zuviel Optimismus: „Mit einer Trendwende hin zu mehr Beschäftigung und neuen Jobs können wir trotz positiven Wachstums vorerst nicht rechnen. Die Unternehmer agieren angesichts zahlreicher Risiken, vor allem zunehmender Finanzierungsengpässe, mit entsprechender Vorsicht."

Wohin mit dem Schnee?

Noch immer herrscht der Winter in Erfurt. Der Winterdienst bekommt zusehends Schwierigkeiten, die Schneemassen zu bewältigen. Unterdessen häufen sich die Beschwerden. Vor allem Senioren, Radfahrer und körperlich beeinträchtigte Personen haben Probleme, sicher durch die Stadt zu kommen. Um wenigstens die Hauptachse der Stadt vom Schnee zu befreien sind nun zusätzliche LKWs in Betrieb. Der Schnee vom Bahnhof, über Anger und Wenigemarkt bis zum Domplatz wird aus der Stadt gefahren. Die Entsorgung in der Gera ist seit einer Bebauung nicht mehr möglich. Stattdessen gibt es Sammelstellen zum Beispiel Im Gebreite und in der Mittelhäuser Straße. Doch der Transport ist nicht billig. 1000 Euro pro Tag kostet die Schneebeseitigung zusätzlich zum Winterdienst, für den die Stadt immerhin 1,7 Mio. Euro im Jahr bezahlt. Auch die Idee der Erfurter CDU, 1-Euro-Jobber zum Schneeschippen einzusetzen, war nicht umsetzbar, da die ARGE dieses Ansinnen ablehnte. Nach Auskunft der ARGE-Pressestelle dürfen 1-Euro-Jobber nur für gemeinnützige Zwecke beschäftigt werden. Da die Stadt aber zur Schneeräumung gesetzlich verpflichtet ist, müssen hier weiterhin die kommunalen Eigenbetriebe ran. Bei Privatgrundstücken, und dazu gehören jeweils angrenzende Fußwege, sind dagegen die Grundstückseigentümer, beziehungsweise beauftragte Hausmeister gefragt.

(Dominic Eger)

Personalwechsel im Rathaus Erfurt

Es tut sich einiges im Rathaus. Der bisherige Leiter des OB-Bereichs, Frank Schmitt, wechselt ab heute in die Wirtschaftsförderung und Beteiligungsverwaltung. Er besetzt dort eine neu geschaffene Stabsstelle im OB-Bereich. Dieser Stabsstelle sind unter anderem zugeordnet das Rechtsamt sowie Personal- und Organisationsamt. Mit der Ernennung Frank Schmitts in diese Stabsstelle entspricht Tamara Thierbach einem Wunsch von OB Andreas Bausewein. Udo Götze, der bisherige Amtsleiter im Bürgeramt, ist ebenfalls ab heute in einem neuen Amt. Er wird Leiter des OB-Bereichs. Der Leiter des Bauamts, Winfried Kiermeier, war 40 Jahre lang in der städtischen Bauverwaltung tätig. Nachdem Kiermeiers ausgewählter Nachfolger kurzfristig einen Rückzieher gemacht hatte, besetzt seine Stelle nun Elke Jänsch, die Abteilungsleiterin der Bauaufsicht. Leiterin des Bürgeramts wird Pia Hemmelmann. Tätig war sie zuvor im Rechtsamt. Offen ist auch die Nachfolge des Kulturdirektors Jürgen Bornmann. Noch bis zum 29.01. können sich Interessierte bei der Stadtverwaltung bewerben.

(Sandra Przyborowski)